Ammianus Marcellinus

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De Ammianus Marcellinus (* um 330 in Antiochia am Orontes, Syrie; † um 395, wahrschiinlich in Rom) isch en römische Hischtoriker gsii. Er isch nebed em Prokopios vo Caesarea dr bedüütendschti schpaatantiki Gschichtsschriiber gsii.

S Werch vom Ammianus Marcellinus isch s letschte grosse in Latiin verfasste Gschichtswerch vo dr Antike, obwohl siini Muetterschpraach s Griechische gsii isch.

Inhaltsverzeichnis

[ändere] Lebe

De Ammianus isch us wohlhabender griechischer Familie us Antiochia am Orontes gschtammt und isch offebar sehr belese gsii (Kenntniss vo dr latiinische und griechische Literatur). Er höt in junge Jahre als Offizier i dr Garde dient (protectores domestici) und under em magister militum Ursicinus under anderem in Gallie und in Mesopotamie, wo er a de Kämpf gege de Schapur II. teilgnah hät (bim Fall vo dr wichtige römische Feschtig Amida 359 isch er selber aawesend gsii und hät nur mit knapper Not chönne entchoo). De Ammianus hät au am Feldzug vom Kaiser Julian gege d Sassanide teilgnaah. Schpäter hät er Griecheland und Ägypte bereist und isch wohl um 380 uf Rom gange, wo er um 390 siis Gschichtswerch (Res Gestae) verfasst hät; dr gnaui Titel vo siim Werch isch euis allerdings nöd bekannt. Allerdings wüssed mir us eme Brief vom Libanios (epist. 1063), dass sich s Werch grosser Beliebtheit erfreut hät, wenns au in jüngschter Ziit Zwiifel geeh hät, dass de Ammianus gemeint gsii isch, wofür aber viiles schpricht.

[ändere] Werch

[ändere] D Kaisergschicht vom Ammianus

S Werch vom Ammianus hät in 31 Büecher nach siinere eigene Uussage (31,16,9, wo er sich au als „Soldat und Griech“ bezeichnet) d Ziit vom römische Kaiser Nerva bis zur Schlacht vo Adrianopel 378 n.Chr behandlet; en Teil vo de Büecher osch bereits 391/392 veröffentlicht worde, dr Rescht (ab em Buech 26) isch schpäter gfolgt, villicht um 394. Vo dene sind nur d Büecher 14–31 erhalte blibe, wo de Ziitruum vo 353 bis 378 n.Chr. abdecked, wo er als Offizier vo dr Garde und Augenzüüg mitverfolgt hät. De devoor liegendi Ziitruum hät de Ammianus us andere Quelle rekonschtruiert (drunder wohl au de Herodian und de Virius Nicomachus Flavianus). Dr Verluscht isch beduurlich, wil mer suscht über e durchgehendi Hischtoriographie vom 1. bis zum Endi vom 4. Jahrhundert verfüege würded; dennoch isch dr Wert vom erhaltenen Teil unschätzbar. Vermuetige, de Ammianus hebi es zweits Werch vo ähnlichem Umfang verfasst, in dem er d Gschicht vom Nerva bis zum Konschtantin behandelt hät, womit di verlorene Büecher 1 bis 13 nur de Ziitruum vom Konschtantin bis 353 abdeckt hetted, werded vo dr neuere Forschig verworfe.

De Ammianus hät vor allem e Kaisergschicht gschribe, wobii er bemüeht gsii isch, möglichscht objektiv z urteile: Dr chronologische Behandlig vo dr Regierigsziit folgt e knappi Charakterisierig vom jewiilige Kaiser.

Interessant isch siis Werch nöd nur als eini vo de wichtigschte Quelle über d Völkerwanderig, sondern au wege de zahlreiche Exkurs bezüglich dr Geographie (nöd immer fehlerfrei) und vom Militärwese. So erfahrt dr Leser einigs über s Persie vo de Sassanide und über d Germane und d Hunne, wobii siini Beurteilig vo de „Barbare“, dr Tradition vo dr antike Hischtoriographie Rechnig träged, teils recht schtereotyp isch. Interessant sind au d Romexkurs, wo er s Lebe (und de Verfall vo de Sitte) in Rom beobachtet. De Ammianus isch au di wichtigschti Quelle für d Kämpf vom Imperiums mit em Sassanideriich under em Schapur II.

De Ammianus selbrt isch ganz Römer gsii und hät d Einheit vo dr griechisch-römische Kultur betont, doch hät er d Grenze vom Römische Riichs überall vor em Aaschturm vo de Barbare kollabiere gseeh. Folglich isch s Werch vonere schtarch pessimistische Zuekunftshaltig prägt, ohni allerdings d Hoffnig uf besseri Ziite uufzgee: Wo de Ammianus siis Werch mit dr Schlacht vo Adrianopel ende laa hät, wird i de Schlussbemerkige doch düütlich, dass nonig alles verloren gsii isch. Zwar hät er d Niederlaag mit dere bim Cannae vergliche – aber uf die isch bekanntlich dr Triumph vo de Römer gfolgt. Under em Theodosius I., under dem de Ammianus gschribe hät, häts gschiene, dass sich d Laag au tatsächlich nomal schtabilisieri; wenigschtens d Gotegfahr hät für de Moment bannt gschiene. De Ammianus hät sich offebar am Tacitus orientiert (a ihn hät er i soinere Darschtellig au aagschlosse) und isch bemüeht gsii, sich a siin Lehrsatz z halte, wo sine ira et studio (ohni Zorn und ohni Iifer; folglich unparteiisch) gheisse hät – freilich isch das em Tacitus selber nöd immer glunge, ebesowenig wie em Ammianus, wo trotz siinere allgemeine Objektivität mängisch recht subjektiv gurteilt hät (lueg unde).

Tatsächlich isch s Werch vom Ammianus aber dennoch (nebed de Werche vom Prokops) di beschte hischtoriographische Quelle für d Ziit vo dr Schpaatantike und chann sich durchuus mit de andere grosse Gschichtswerche vo dr Antike messe, wobii s Werch au schprachlich guet glunge isch, wenn au dr künschtlichi Schtil vo dr Schpaatantike oft düütlich hervortritt und s Werch mit Gräzisme gschpickt isch.

[ändere] Em Ammianus siis Verhältnis zum Chrischte- und Heidetum

Münze Julian Apostatas
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Münze Julian Apostatas

Ammianus selbst war zwar Heide, begegnete dem Christentum aber mit einer großen Toleranz, da er beispielsweise die Armenversorgung und die moralischen Werte neidlos anerkannte. Sein Held allerdings ist der letzte heidnische Kaiser Julian Apostata, mit dessen Tod das Werk eigentlich enden sollte (neue Einleitung Buch 26). Auch wenn er teils Kritik an ihm übt (was beispielsweise seine Abergläubigkeit betrifft), so stellt Ammianus ihn doch als einen vorbildlichen Kaiser dar, wobei er ihn an einigen Stellen etwas zu positiv überzeichnete. Insgesamt ist das religiöse Verständnis des Ammianus nur schwer zu beurteilen. In vielen Punkten folgte er der antiken historiographischen Tradition, die eben heidnisch geprägt war.

Dennoch beurteilt er auch die anderen Kaiser möglichst objektiv (ein Sonderfall ist Constantius II., siehe unten). So wird beispielsweise Valentinian I. – den Ammianus kaum bewunderte – doch relativ günstig beurteilt, eben weil er auf militärischem Gebiet einige Erfolge verbuchte, die auch Ammianus anerkannte. Ein weiterer Grund dürfte die religiöse Toleranz Valentinians gewesen sein, was man als Gegenpol zu Theodosius I. verstehen kann, der jedoch ebenfalls keineswegs ein Heidenverfolger war.

[ändere] Beurteilig und Kritik

I dr neuere Forschig wird druuf hiigwise, dass de Ammianus, trotz siine Verdienscht und siinere nie würklich aazwiiflete Fairness, biswiile au recht subjektiv gurteilt hät, öppe in Bezug uf de Constantius II., de Gegeschpieler vo siim Held Julian, wo bim Ammianus zu Unrecht so schlecht beurteilt wird (wohl au, um de Kontrascht zum aageblich so vorbildliche Julian z verschtärche, wenngliich er au ihn nie völlig kritiklos reflektiert hät). Dennoch bliibt de Ammianus di zueverlässigschti Quelle für die Ziit. Wo d Darschtellig vom Ammianus abbricht, muess dr wiiteri Gschichtsverlauf für di nächschte Jahrzehnt dur Quelle rekonschtruiert werde, wo em Ammianus siini Qualität bi wiitem nöd erreiched (lueg biischpiilswiis bim Zosimos).

S Werch hät bereits zu siinere Ziit grosses Aasehe gnosse, isch aber i dr Folgeziit wie so viili Werch undergange und isch erscht i dr Renaissance wieder neu aufgleit worde; d editio princeps isch 1474 in Rom erschine. D Überlieferig basiert uf em Codex Fuldensis (wo sich hüt im Vatikan befindet) und uf em hüt bis uf sechs Siite völlig verlore gangene Codex Hersfeldensis.

[ändere] Literatur

[ändere] Übersetzige

  • Ammianus Marcellinus: Das römische Weltreich vor dem Untergang. (=Bibliothek der alten Welt). Übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth. Artemis-Verlag, München-Zürich 1974 (dort auch weitere Literaturangaben). ISBN 3-7608-3514-7
  • Ammianus Marcellinus: Römische Geschichte. Lateinisch und Deutsch und mit einem Kommentar versehen von W. Seyfarth. 4 Bde. Akademie Verlag, Berlin 1968 ff.

[ändere] Sekundärliteratur

  • Timothy D. Barnes: Ammianus Marcellinus and the Representation of Historical Reality. Ithaca 1998.
  • Cognitio Gestorum – The Historiographic Art of Ammianus Marcellinus. Hrsg. v. J. den Boeft, D. den Hengst u. H. C. Teitler. Amsterdam-New York 1992.
  • Charles W. Fornara: Studies in Ammianus Marcellinus I: The Letter of Libanius and Ammianus′ Connection with Antioch. In: Historia 41 (1992), S. 328–344.
  • The Late Roman World and Its Historian: Interpreting Ammianus Marcellinus. Hrsg. v. Jan Willem Drijvers u. David Hunt, London 1999.
  • John F. Matthews: The Roman Empire of Ammianus. London 1989. (Standardwerk und beste Darstellung zum Thema.)
  • John F. Matthews: The Origin of Ammianus. In: Classical Quarterly 44 (1994), S. 252–269.
  • Philological and historical commentary on Ammianus Marcellinus. Hrsg. v. Jan den Boeft, Daniel den Hengst, Hans C. Teitler u. Jan Willem Drijvers. Bd. 21-23. Groningen 1991–98. (Kommentar)
  • Klaus Rosen: Ammianus Marcellinus. Erträge der Forschung 183. Darmstadt 1982. (Informativ)
  • Guy Sabbah: Ammien Marcellin, Libanius, Antioche et la date des derniers livres des Res gestae. In: Cassiodorus 3 (1997), S. 89–116.
  • Frank Wittchow: Exemplarisches Erzählen bei Ammanius Marcellinus - Episode, Exemplum, Anekdote. Saur, München-Leipzig 2001. ISBN 3-598-77693-4

[ändere] Weblinks

Der Artikel basiert uf ´ra freie Ibersetzung vum Artikel „Ammianus Marcellinus“ us dr dytsche Wikipedia.