Wackes

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Dialäkt: Unter-Elsassisch

Wàckes od´r Waggis ésch àm Ow´rrhin e [courant] un de ditsch-frànzeesch Grenz làng bis éns Saarland bekànnt´r pejorativ Üssdruck f´r de Nochbere üss Frànkrich, speziell de - tràditionell ditschsprochigi - Bevellikerung àn de Grenz, àlso d´ Elsasser und (Ditsch-)Lothringer. (Franzeeschsprochigi were d´rgeje ém Allg. àls "Welsche" b´zeichnet.)

Normal´rwis beditet´s Wort im Alemannische [nicht gerade vertrauenswürdige Person].

E Elsasser iww´rsetzt "Wàckes" spontan mét ( - fer ne ésch´s synonym - ) "voyou" - àlso uff Hochditsch "Schlingel", "Strolch", "Tunichtgut" od´r öi "Spitzbube". Wie selli ditschi Synonyme kànn "Wàckes" öi humorvoll, mit Sympathie oder einem Augenzwinkern, leicht provozierend gemeint sein. Ém Elsass selbscht nannt m´r so kleini Buewe efters "Wàckes" - wie ém Ditschlànd zem Bispiil "kleiner Racker" o.ä..

E b´sondri (kulturell) Inschtitution ésch de "Elsasser Wackes" bi de Basler Fasnacht, wo er als Waggis (baseldytsche Form) eine der wichtigsten traditionellen Verkleidungen (Masken) darstellt. Der Basler Waggis stellt eine Karikatur des elsässer Gemüsebauern dar mit einigen typischen Accessoires die entweder auf elsässische (Arbeits-)Tracht verweisen, oder auf seine (revoltionäre) französische Art: blaues Hemd, weisse Hosen, rote Kravatte, weisser Kragen, geziert von einer Kokarde in den Farben der französischen Trikolore (blau-weiss-rot), (zu) grosse Holzschuhe und manchmal eine Zipfelmütze, häufig ein Einkaufsnetz mit Gemüse und manchmal auch ein Knochen oder anderer Knüppel. Die rote Nase verweist auf den übermäßigen Weinkonsum hin.

Die Anwendung dieses Wortes durch Deutsche oder Schweizer auf ihre französischen Nachbarn bezeugt eine offensichtliche Einschätzung als nicht (mehr) so ganz deutsche, denen man unterstellt, daß sie es mit den "typisch" deutschen (oder gar schweizerischen) Qualitäten nicht so genau nehmen und mit solchen (eventuell als "welsch" empfundenen) Eigenschaften behaftet sind, die sie weniger vertrauenswürdig erscheinen lassen. Auch die Ressentiments und Vorwürfe gerade von deutscher Seite, die Elsässer (und Lothringer) fänden sich immer auf der Siegerseite wieder, würden sich geschmeidig dem Strom beugen, oder seien gar vaterlandslos, da sie die französische "Herrschaft" ertragen - oder gar vorziehen, finden hier einen Wiederhall. Solcherlei Vorwürfe entbehren allerdings nicht einiger Unverschämtheit - oder gar Perversion - da die Kriegsbeute schließlich nicht darüber entscheidet, ob sie dem Sieger oder dem Besiegten gehört! - Bei allen Konflikten, die hier als Beispiel dienen mögen, war die ("Rück-")Eroberung des Elsass und (Nordost-)Lothringens erklärtes Kriegsziel. Die "Deutsch-" bzw. Grenzfranzosen wurden bei keinem Mal, da sie Nation und Seite der Grenze wechselten, nach ihren Wünschen gefragt - ob nun vorher oder hinterher! Ihnen blieb nur, sich anschließend von den Siegern benennen - und somit beurteilen zu lassen. So wird in Abwandlung einer im Elsass verbreiteten Geschichte über einen (fiktiven) Elsässer namens Wache, der mit jeder neuen Invasion seinen Namen ändern mußte, erzählt: "die Deutschen nannten 1871 bis 1919 die Elsässer "Wackes", die Franzosen hätten 1919 bis 1940 daraus "vaches" ("Kühe") gemacht, die Deutschen hätten 1940 bis 1945 deshalb "Küh'" gesagt und so hießen die Elsässer seit 1945 bei den Franzosen "culs" ("Ärsche").

Im Übrigen entspricht diese Benennung aber durchaus der im deutschen Sprachraum üblichen und besonders in einem Falle wohlbekannten, auch sonst nicht gerade freundlichen Art, sich durch kollektive "ethnische Beschimpfung" von anderen Mitgliedern der Nation (oder Sprachgemeinschaft) abzugrenzen.

De Elsasser selbsch nenne - gràd wi de (Ditsch-)Schwizer - di Ditsche kollektiv "Schwabe": Schwob, pl. Schwowwe od´r widdersch südli Schwoba od´r Schwaabe. Diss ésch nit àls e Kompliment g´meint, f´r sich schun, öi ohni ass m´r diss dur de Verbindunge "Söjschwob" oder "Dracksschwob" ditlich màcht. Ditschi heere glich de klàri geischtig Verwàndtschaft zuem bayrisch "Saupreiss´ n" . In Lothringe neigen de Lit fer de Ditsche `s Wort "Pifeköp(f)" - was für sich spricht (und eine Verwandtschaft mit der österreichischen Benennung "Piefke" anzeigt).

Pikanterweise sind "Schwaben" wohl so ziemlich als das krasse Gegenstück zu "Wackes" zu sehen: 100%ig, engstirnig, Paragraphenreiter, humorlos usw. - was indirekt ja gewisse "Wackeseigenschaften" auf der Gegenseite bestätigen würde. Interessant ist auch die Lage der den Elsässern benachbarten Badener, die die Schwaben ebenfalls nicht als angenehm empfinden, sondern ein gewisses Absetzungsbedürfnis gegenüber diesen ihren Landesnachbarn hinter dem Wald haben.


war ursprünglich (erstmals belegt 1870, gemäss Rudolf Suter: Baseldeutsch-Wörterbuch, Basel, 1984) ein im Raum Basel geläufiger und meist abwertend verwendeter umgangssprachlicher Begriff für die Bewohner des Elsass. Heute aber wird der Begriff von Baslern in dieser Bedeutung nur noch sehr selten und dann scherzhaft verwendet.

Waggis àn de Basler Fasnacht
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Waggis àn de Basler Fasnacht

Aus der ursprünglich nur zur Hervorhebung leicht vergrösserten Nase ist in der Zwischenzeit ein veritables Monstrum geworden (siehe Bild), sodass die heutige Larve des Waggis quasi eine Persiflage auf die Persiflage darstellt. Der Waggis ist eine grobe Figur und wird als solche eher von Wagencliquen und von Einzellarven getragen. Für Kinder wiederum wird sie auch wieder gerne ausgewählt. Bei Trommlern und Pfeifern ist die Waggislarve in der Regel unüblich.der Persiflierten

De Expression Wàckes het öi schun - àls devaloriséerend B´zeichnung fer Elsasser v´rstande - zue e politisch Krise g´fihrt: 1913 ém ditsch Kaiserreich zuer Saverer Affär - l´Affaire de Saverne.



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